Seit Jahrtausenden leben Menschen inzwischen in der Verkehrung (Claudia v. Werlhof „Die Verkehrung“). Das bedeutet, dass Erfahrungen, die während dieser Zeit gemacht wurden, aus der Verkehrung heraus interpretiert werden.
Denn solange die Menschen nicht wussten, dass sie ja in der „Verkehrung“ leben, nahmen sie die gemachten Erfahrungen in ihrem Leben, als Wahrheiten des Ur-Prinzips Leben, des „Göttlichen“.
Die Erfahrungen der vorpatriarchalen Gemeinschaften sind nicht mehr direkt abrufbar und deshalb nicht mehr „existent“ oder nur noch als Ahnung vorhanden. Das heißt Leid und Gewalt wurde als „Gott-Gegeben“ hingenommen….. Das Göttliche sozusagen „irrtümlich“ als etwas nicht Einschätzbares, als im Letzten nicht Verlässliches „erfahren“. Es gab keine Unterscheidung zwischen dem Ur-Prinzip Leben einerseits, das mittels Sukzession wieder einen Raum schafft, in den Leben hineinwachsen darf, in dem es gedeihen darf – und dem Patriarchat andererseits, das aufgrund seines „Lebens-Be-Herrschungs-Prinzips“ diese leidvollen und gewaltvollen Zustände erst hervorgerufen hat.
"Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narr´n befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen."
Johann Wolfgang Goethe, Faust, der Tragödie Erster Teil